„Zwei Fragen an dich, wie ist Gott für dich in der Bibel beschrieben?“ „Wie kann für dich als Bibelkritiker der Gott der Bibel wahrhaftig – existentiell sein?“
Ich wurde neulich von jemand genau das gefragt und möchte das nicht per PN beantworten, sondern zur öffentlichen Diskussion stellen.

Ich kann diese Fragen nicht so pauschal beantworten. Eine jede der biblischen Personen hat ganz eigenständige und ganz unterschiedliche Begegnungen mit Gott, die in ihrer Art und Weise nur ganz eingeschränkt sich auf einen Nenner bringen lassen. Ein jeder erfährt Gott anders und empfindet und sieht ihn ganz anders.

Deshalb leite ich meine Beziehung zu Gott gerade nicht aus der Bibel ab, sondern sie ist sehr persönlich, einzigartig und ganz universell. Ich kann wohl Parallelen zu Erfahrung anderer biblischer Personen erkennen und das mag hilfreich sein, aber es entbindet mich nicht nach der ganz persönlichen Suche nach meinem Gott und es schließt auch nicht ganz gegenteilige Erfahrungen aus.

Es stellt sich doch nicht die Frage, ist die Bibel echt oder unecht, sondern kann ich mich in diesem Buch – in den Situationen der Menschen mit Gott wieder finden? Ich beziehe jetzt diese Aussage auf die anderen Ortes schon zitierte aussage von Maimonides. Ich kann doch nicht die Bibel als Gottesbeweis sehen. Gerade weil das ja getan wird, zweifeln so viele Menschen an der Bibel und dadurch auch an Gott – ein schrecklicher Teufelskreis. Hier sehe ich das eigentliche Problem der heutigen Zeit und mehr das Problem der heutigen Gläubigen Menschen.

Um es auf den Punkt zu bringen, der Gott Abrahams war sicher der gleiche Gott, wie der Gott von Mose, doch Abraham ist Gott in einer ganz anderen Art und Weise begegnet wie Moses. Hätte Moses das „Gottesbild“ und „Gotteserleben“ des Abraham als einzig richtig für sich gelten lassen, hätte Gott nie dem Mose so begegnen können wie er es dann tat, denn Mose hätte dann sagen müssen, du Gott, du entsprichst nicht dem überlieferten „Gottesbild“ von Abraham.

Genau deshalb sollen wir uns kein Bildnis von Gott machen. Im hebr. wird es noch deutlicher, denn da heißt es nicht nur „kein Bildnis machen“ im Sinne von Abbild, sondern bildliche Vorstellung – auch auf die Gedanken und Meinungen bezogen -. Deshalb gibt es keine klaren und ausführlich dargelegten Bildnisse von Gott in der Bibel, sondern es sind Erfahrungsberichte von Menschen mit ihrem ganz persönlichen Gott.

Er ist unfassbar aber erfahrbar einem jeden Menschen. Niemand kann sagen so ist Gott und so ist Gott. Wir wissen es nicht. Ich kann aber sagen, so ist mir Gott begegnet, dass habe ich mit und durch ihn erleben dürfen und dies und das hat er für mich getan. Genau davon spricht doch die Bibel.

Jesus hat nie gesagt legt Zeugnis für die Bibel ab, damit die Menschen an Gott glauben, sondern legt Zeugnis von Gott ab, damit die Menschen an Gott glauben. Das ist in meinen Augen doch etwas ganz anderes! Hier liegt nämlich auch das Selbstverständnis der Bibel an sich, es ist ein Zeugnisbuch und zugleich ein Lernbuch und ein Buch der Wegweisungen oder um Tenach mal zu übersetzen – Buch des Lebens – weil es vom Leben erzählt!!! Natürlich kann die Bibel Menschen helfen, wenn sie auf dem Weg zu Gott sind. Sie können Prinzipien und Weisheiten erkennen, sie können aus dem Wissen anderer Generationen lernen, aber sie sollten nicht sagen, weil das da steht glaube ich an Gott. Das wäre ein sehr unpersönlicher glaube an Gott und ich weiß, dieser glaube lässt sich wirklich schnell erschüttern.
Ich habe schon viele Studenten erlebt – besonders auf dem Gebiet der Theologie, dessen Glaube nach dem Studium nicht einen Cent mehr wert war. Ihr glaube war erschüttert, weil er eben nicht auf Gott, sondern auf dem Werken von Menschen gegründet war. Und ich weiß auch, dass gerade solche Leute dann sehr verbitterte Gegner Gottes wurden und ihr Wissen missbrauchten – in dem sie sagten es gibt keinen Gott- und alles nur als Lüge hinstellten – leider. Ich weiß auch, gerade daher rührt die Angst vor der Bibelkritik. Doch daran ist nicht die Bibel und auch nicht die Wissenschaft schuld, sondern der irrsinnige Glaube an eine unfehlbare Bibel, die eben doch in sich fehlbar ist, weil sie Menschen und nicht Gott geschrieben hat. Auch deshalb gibt es so viel Streit um Theologien und Lehrmeinungen, da die Bibel eben Erfahrungswerte vieler Generationen beinhaltet und sich eben kein Schema B = Bibel zu einer einzigen Lehre umformen läst. Wie sagt man unter Theologen so schön, für jeden Bibelvers gibt es einen Gegenvers in der Bibel. Eine nur allzu bekannte Wahrheit, die man bei Streitereien um biblische Inhalte beobachten kann.

Das einzige was Gott geschrieben hat, waren die zehn Gebote. Sie waren auch einzig und allein der Inbegriff der ganzen Lehre Jesu.

Das Fazit daraus? Ich glaube wenn ein Mensch wirklich zu Gott kommt, und ihn wirklich in seiner Kraft (wie auch immer) erlebt hat, ist dieser Glaube unerschütterlich und es kann dem zu Folge die Bibel nur als Hilfe auf seinem Weg zu Gott (Wegweisung) verstanden werden. Denn auf der Suche nach dem Weg bleiben wir unser ganzes Leben Nach dem ganz persönlichen Willen Gottes für unser ganz persönliches Dasein, sollen wir suchen und finden, ganz gleich den biblischen Persönlichkeiten in den Vorzeiten.

Du fragtest mich nach meiner existenziellen Gewissheit nach Gott! Nun, ich glaube nicht an Gott, ich weiß um Gott, doch ich glaube an seine unvorstellbare Güte und Barmherzigkeit, an seine Gnade und Gerechtigkeit! Ich weiß, dass er mich liebt, ich weiß, er ist mein Schöpfer, ich weiß, ich werde mit ihm eines Tages an seinem Tisch sitzen und er wird mich in seine „Arme“ nehmen und er wird mich trösten und mein Leid beseitigen, dass alles und noch viel mehr hat er mir versprochen, es ist seine Zusage in dem Bund, den er mit mir geschlossen hat.

Meine existenzielle Gewissheit ist der Bundesschluss mit Ihm höchst persönlich!

Die Frage, der sich viele Gläubige stellen sollten ist: Mit wem sind sie im Bunde? Mit der Bibel? Mit Menschen oder Gemeinden? Mit dem Teufel? Mit dem Autovertragshändler? Mit Gott?

Samu